Und just hier in diesem feudalherrlichen, von Sage und Geschichte reich umwobenen Milieu oder in seiner nächsten Nähe haben sich die verschiedenen Ereignisse abgespielt. Ich sehe noch jede Stube und jeden Winkel dieses von mir als Knabe so oft mit einem teils atembeklemmenden, teils prickelnden Gefühl von Schauder und Neugier durchschrittenen, immer etwas unheimliches, gespensterhaftes an sich tragenden Hauses. Es war uns Enkelkindern, mir, dem mit besonders lebhafter Fantasie ausgestatteten Jungen voran, stets als ob ein gruftartiger, auf die Nerven bleischwer sich legender, so eine rechte herzliche Kinderfreude nie aufkommen lassender Modergeruch alle seine Räume durchflute und der unsichtbare Schemen des alten „Malefizschenken“ einen auf Schritt und Tritt begleite.

Und wirklich war es auch in dem ehemaligen Grafenschlosse nicht geheuer, das beweist der Umstand, dass, nach der bestimmtesten Aussage meines Großvaters, er jede Nacht durch ein starkes Klopfen an seiner Bettstelle geweckt wurde. Und er wohnte Jahrzehnte in dem Spukhause. Nie kam er aber auf den eigentlichen Grund dieses unliebsamen allnächtlichen Ruhestörung durch einen Angehörigen der vierten Dimension, obwohl er wiederholt eindringliche Fragen an den Klopfgeist gerichtet hat, woher die Fahrt welch die Art, auch was etwa für ihn getan werden könne, damit er Frieden finde.

Die Antwort blieb aus, das Klopfen aber setzte sich fort bis an des Großvaters eigenes seliges Ende. Auch mehrmaliges Lesenlassen heiliger Messen half nichts gegen den Spuk, nur wenn er auswärts schlief, blieb der Großvater davon verschont. Er hatte sich übrigens im Verlauf der vielen Jahre an das stets um dieselbe Zeit ertönende Pochen seines stummen und unsichtbaren nächtlichen Gastes so gewöhnt, wie an den regelmäßigen Schlag seiner Schlafzimmeruhr, daß er, wie er selbst sagte, nicht wenig erstaunt gewesen wäre, wenn es ihm zu Hause einmal in einer Nacht nicht an sein Bett geklopft hätte.

 

Mein Großvater (der Doktor von Dischingen), war so ein ernster, gesetzter und geistig hochstehender Mann, für Aberglaube und Weibergeschichten so ganz und gar nicht empfänglich, dabei durchaus ehrlich und wahrheitsliebend, dass eine absichtliche Täuschung oder ein unabsichtlicher Selbstbetrug in dieser mysteriösen Sache ausgeschlossen erscheint und man einfach vor einem ungelösten Rätsel steht.
 

das_klopfende_Bett