Außer diesem nächtlichen Klopfen versicherte mir nämlich auch hoch und teuer des Großvaters langjährige Haushälterin, die ihm nach dem Tode der zu Beginn des 60. Lebensalters heimgegangenen Großmutter die Wirtschaft führte, das gar manchmal wenn sie mit dem Herrn des Abends beim Lampenschein nach dem Abendessen in der Wohnstube beisammen saß und dieser von der beschwerlichen Landpraxis heimgekehrt, seine große lange Studentenpfeife schmauchend der wohlverdienten Ruhe auf dem breiten behaglichen Sofa pflegte und die Tagesereignisse aus seinen zwei Leibblättern, dem „Schwarzwälder Bote“ oder dem „Schwäbischen Merkur“ studierte sie ihr Stuttgarter katholisches Sonntagsblättle, auf einmal die vorher richtig zugemachte und eingeklinkte Zimmertüre wie von einem Windstoß bewegt von selbst auf und wieder zuging, als wäre ein unsichtbares Wesen in die Stube getreten und durch den Raum gehuscht. Bei dem öfteren Vorkommen dieses seltsamen und unerklärlichen Vorganges machten sich die beiden Stubeninsassen schließlich auch daraus nichts mehr.

Unsere liebe alte „Felix“, wie sie in Abkürzung ihres eigentlichen Namens Felizitas von klein und groß zeitlebens genannt wurde, war eine goldtreue grundehrliche Seele, die an ihrem alten, manchmal gerade nicht sehr glimpflich mit ihr verfahrenden Herrn Doktor und allen Familienmitgliedern mit jeder Herzensfaser hing und durch ein Feuer für sie gegangen wäre,-eine heutzutage leider nahezu ganz ausgestorbene Dienstbotenspezies-und sie war von solcher Zuverlässigkeit und Wahrheitsliebe, dass jedes Anlügen und Aufschneiden hierbei ausgeschlossen ist.

Das_unsichtbare_Wesen